Montag, 23. September 2019

Review: Ein Blick

Review zu: Ein Blick von Melanie Meier


Ein Blick ist der neue Kriminalroman von Melanie Meier und im Talawah Verlag erschienen. Der Verlag hat mir das Buch netterweise kostenlos zur Verfügung gestellt, im Austausch für ein ehrliches Review.

Klappentext:
Eine Frauenleiche mit Folterwunden und künstlichen Augen – eine entflohene Serienmörderin mit kannibalistischen Launen – ein Sonderermittler für Gewaltverbrechen mit einer übernatürlichen Fähigkeit.
Tizian Wolff wird in seine Heimatstadt Regensburg beordert, um einen besonders brutalen Mord aufzuklären. Innerhalb kürzester Zeit sieht er sich nicht nur in einem Netz verdrängter Erinnerungen von anderen verstrickt, sondern taucht auch tief in die eigene Vergangenheit ab.
Von nun an dreht sich alles um das Hinschauen, um das Hineinblicken und Dahintersehen, denn nur mit diesem aufrichtigen Blick kann es ihm gelingen, den Fall zu lösen …



Der Prolog weckt bereits großes Interesse beim Leser. Man fragt sich schon jetzt wer diese Person ist und welche Rolle sie im Laufe der Handlung spielen wird. 

Zu den Charakteren: Ich muss ehrlich sagen, dass ich sowohl Tizian Wolf als auch David nicht besonders mochte. Tizian fing mir zu schnell an, zu viele persönliche Dinge von sich zu erzählen – und das einem kompletten Fremden. Er versucht nicht arrogant zu wirken, schafft das aber nicht. Auch, da er sich nicht besonders anstrengt, was ihn recht unsympathisch erscheinen lässt. Ebenfalls sendet er sehr starke Sherlock Holmes Vibes aus – Alkoholiker und drogensüchtig. 
David fand ich etwas zu naiv, ganz besonders bei einigen Abläufen im Laufe der Geschichte. Jemand der bei der Mordkommission anbietet, hat bestimmt schon sehr viel Schreckliches gesehen. Aus diesem Grund hätte ich mir auch gewünscht, dass bereits zu Anfang mehr auf die Augen eingegangen wird – die ja eine wichtige Rolle spielen im Buch. Wir erfahren meiner Meinung nach zu spät warum David so schockiert von ihrem Anblick ist und das Gefühl hat als würden sie ihn verfolgen. 

Tizians ominöser Job, die verrückte Halbschwester sind in der Mitte des Buches etwas viel, da alles aufeinander prallt und eigentlich seines eigenen Handlungsstrangs bedürfte. Jedoch bringt seine Halbschwester einen neuen Handlungsstrang in die Geschichte ein, der bis zum Ende hin sehr spannend bleiben wird. 

Dann sind mir ein paar Ungereimtheiten aufgefallen, z.B. legt Tizian in einem Kapitel Bilder in eine Schublade bevor er seinen Wohnwagen verlässt. Im nächsten Kapitel – das anschließt – hat er sie jedoch dabei.
Auch ging mir die Zeiteinteilung zu schnell. Teilweise passierten sehr viele Dinge, über sehr viele Kapitel hinweg, die meiner Ansicht nach, gut in eine ganze Woche gepasst hätten. Am Ende war jedoch nur ein Tag vergangen. Das sind jedoch alles nur Kleinigkeiten, die den Lesefluss nicht wirklich gestört haben. 

Tizians Fähigkeiten hätte man besser erklären können, oder vielleicht als Profiling beschreiben. Diese übernatürliche Fähigkeit passt, meiner Ansicht nach, nicht zum Rest des Buches, der komplett in der Realität verankert ist. 

Das Ende des Buches.. Meine detaillierte Meinung dazu findet ihr unter diesem Absatz, da es dafür ein paar Spoilern bedarf. Alles in allem war das Ende jedoch sehr spannend und hielt ein paar unerwartete Wendungen bereit.

Melanies Schreibstil hat mir ebenfalls sehr zugesagt. Nicht zu einfach aber verständlich und das Buch ließ sich flüssig lesen, ohne, dass ich etwas mehrmals hätte nachlesen müssen. Sollte die Geschichte um David Mustermann und Tizian Wolff noch weitergehen, werde ich sie auf jeden Fall lesen. Obwohl ich normalerweise kein Fan von Kriminalromanen bin! 


SPOILER WARNUNG:



Das Ende:

Auf dem Weg zur Identität des Seriernmörders stolpert Tizian über die Idee, dass es doch sein Kollege David sein könnte. Das erzählt er ihm dann auch, fragt ihn ob er Blackouts hat, vielleicht an einer gespaltenen Persönlichkeit leidet. Und dieser glaubt ihm. Einfach so. Ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet, aber wenn dir Stunden, vielleicht sogar Tage fehlen, würde man das nicht mitbekommen? Und ich sehe zwar, dass David keine besonders schöne Kindheit hatte, durch seine Eltern, aber reicht dieses Trauma aus um eine gespaltene Persönlichkeit zu entwickeln? 
Dann, das Ende. Es stellt sich heraus, der Mörder ist nicht David. Ganz im Gegenteil. Es ist ein Mann der vorher nie auch nur mit einem Wort erwähnt wurde. Der Ehemann der Pathologin, Linda. Die übrigens eine Affäre mit David hat. Was auch nie erwähnt wurde. Aber, da zu diesem Zeitpunkt im Buch, ein anderer Handlungsstrang die Oberhand bekommen hat, bekommen wir für die Morde, die uns das ganze Buch über beschäftigt haben, leider nur Brotkrumen hingeworfen und keinen wirklichen Abschluss. 

Den Handlungsstrang mit Tizians Schwester fand ich jedoch sehr gelungen und spannend. Wie bereits erwähnt, bin ich gespannt, ob es, auf diesem Ende aufbauend, noch ein weiteres Buch über die beiden Kommissare geben wird.